Zur Veröffentlichung des Abschlussberichtes zum PRIMUS-Schulversuch hat unser Bündnis am 24.01.2025 folgende Pressemitteilung veröffentlicht:

"Die wissenschaftliche Begleitforschung zum NRW-PRIMUS-Schulversuch hat positive Effekte des Lernens in langjährigen Beziehungen von Klasse 1-10 ohne Selektion empirisch ermittelt. Als Konsequenz aus den Ergebnissen stellen die Wissenschaftler:innen, Pof. Christina Huf und Prof. Till- Sebastian Idel, in ihrem Abschlussbericht an das Ministerium die frühe Trennung nach Klasse 4 grundsätzlich in Frage. 

Die Wissenschaftler:innen haben in der dritten und abschließenden Phase der wissenschaftlichen Begleitung zum Schulversuch über einen Zeitraum von drei Jahren die lernbiografischen Erfahrungen von PRIMUS-Schüler:innen in das Zentrum ihrer Forschung gestellt. Sie haben Einzelgespräche und Gruppeninterviews mit ausgewählten Schüler:innen an ihren jeweiligen Schulen, schul- und jahrgangsübergreifende Gespräche bei einem Treffen der interviewten Schüler:innen aller PRIMUS- Schulen geführt und parallel dazu in einer standardisierten Online-Befragung die Einschätzung der Zehntklässler:innen kurz vor dem Abschluss der Klasse 10 nach ihrer Einschätzung zu der bevorstehenden Übergangssituation befragt. 

Sie stellen fest, dass die Schüler:innen „die Kontinuität sozialer Beziehungen und die Erfahrung von Gemeinschaftlichkeit als hochgradig bedeutsam für ihre Lernbiografie erachten“. Die Schul- und Lernkultur der PRIMUS-Schule eröffnet, so die Wissenschaftler:innen, den Schüler:innen einen Raum, in dem individuelle Leistungsorientierung und intensive Sozialerfahrung sich wechselseitig bedingen. Bezogen auf den Übergang in eine berufliche Ausbildung bzw. in die gymnasiale Oberstufe bescheinigen sich die Schüler:innen die Fähigkeit, „sich neuen und herausfordernden Anforderungen aufgrund der eigenen Kompetenz gewachsen zu sehen, auch wenn sich durchaus Widerstände auftun“. 

Die schulstatistischen Daten zu den Abschlüssen von PRIMUS-Schüler:innen weisen eine bemerkenswerte Entkopplung von den Prognosen auf. Die Ergebnisse der Lernstandserhebungen sind an PRIMUS-Schulen im Vergleich zu Schulen vergleichbarer Standorttypisierung „überdurchschnittlich gut“. Die Wissenchaftler:innen sehen - ohne von einfachen Kausalitäten zu sprechen- einen potenziellen Zusammenhang zwischen der Erfolgsbilanz und dem Lernen in langjährigen verlässlichen Beziehungen. 

Das NRW-Bündnis sieht sich durch diesen Bericht in seiner Forderung in der laufenden Online- Petition an die Ministerin und den Landtag bestätigt, das Modell der PRIMUS-Schule schulrechtlich so zu verankern, dass, über die bestehenden Schulen im NRW-Schulversuch hinaus, Neugründungen von PRIMUS-Schulen möglich werden. Im Koalitionsvertrag von CDU und GRÜNEN wurde dies bereits 2022 vereinbart. 

Uta Kumar, Sprecherin des Bündniss konkretisiert: „Entsprechend muss der Entwurf des 17.Schulrechtsänderungsgesetzes geändert werden. Darüber hinaus muss die bildungspolitische Diskussion über den generellen Verzicht auf die frühe Aufteilung und Trennung der Kinder am Ende der Grundschulzeit in die Gesellschaft hineingetragen werden.“

Link zu unserer Petition: Mehr Bildungsgerechtigkeit