von Werner Plack
Menschen zu richten, steht niemandem zu. Richter im staatlichen Auftrag, die auf der Basis von anerkanntem Recht be-ver-urteilen sind die akzeptierte Ausnahme. Lehrerinnen und Lehrer richten aber täglich über ihre Schülerinnen und Schüler. Sie unter-richten sie seit 200 Jahren auf der Basis von staatlichen Vorschriften, die SchülerInnen und LehrerInnen zu Gleichschrittigkeit und Gleichzeitigkeit beim Lern- und Bildungsprozess zwingen. Das bedeutet den unausweichlichen Zwang zu Selektion und Ausgrenzung für alle.
Die Feststellung eines besonderen Förderbedarfes, Klassenarbeiten, Ziffernnoten, Versetzungen, Aufteilung der Kinder in verschiedene Schulformen nach der Grundschule, Numerus Clausus sind nur einige „Highlights von Mitteln zur Ausgrenzung“. Diese Mittel erzeugen täglich Stress, Angst und Lern-be-verhinderung mit häufig erheblichen Krankheitssymptomen. Selektion und Ausgrenzung bedeuten zweifelsfrei staatlich ausgeübte psychische Gewalt! Darunter leiden SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern, darunter leidet der Bildungserfolg, darunter leidet die Wirtschaft!
Gewaltfreiheit und Schutz der Menschenwürde, die die Einzigartigkeit jedes Kindes achtet, sind Grundrechte. Wollen wir sie nicht für die Schule? Weil es schon 200 Jahre so ist?
Corona zwingt uns jetzt zu erkennen, dass richtiges Lernen jedes Kindes und jedes Jugendlichen von der Einmaligkeit des einzelnen Menschen ausgehen und sie beachten muss. Lernen in Gruppen welcher Art auch immer ist oft nicht möglich, Gleichzeitigkeit und Gleichschrittigkeit sind entsprechend unmöglich. Alte falsche „Normalität“ kann kein Ziel sein. Corona macht es unmöglich.
Richtiges Lernen ist gewaltfrei, weil es selbstbestimmt ist, vom zeitlichen Ablauf und inhaltlichen Gehalt. Alters-, interessens- und begabungsgeleitet führt richtiges Lernen in selbst gewählten Gruppen mit vielfältiger Unterstützung kompetenter Helfer und nowendige Technik dann bis zum Potenzialmaximum. Die Vielfalt der Menschen führt so zu einer Vielfalt der Fähigkeiten und Bildungsniveaus mit einer Vielfalt von individuellen Profilen, die eine erfolgreiche Basis für ein erfolgreiches und zufriedenes Leben sind. Alle werden mit ihren eigenen Profilen von der Gesellschaft anerkannt, wie es ihr Menschenrecht ist, und haben dann entsprechende Chancen - bessere und gerechtere als jetzt.
Wir alle sind der Staat. In unserer Demokratie dürfen wir es nicht zulassen, dass in unserem Namen Gewalt ausgeübt wird und Lebenschancen genommen werden. Unsere Demokratie braucht jeden von uns.
Weg vom unrechtmäßigen „Unter-richten“ hin zum richtigen Lernen – auch mit Corona!